Thinktank für PSI-Lernideen und Schulprojekte

Diesen Thinktank haben wir Mitte März 2020 eröffnet, als wegen Corona alle Lehrpersonen gefordert waren, einen Fernunterricht zu organisieren. Uns kam der Gedanke, dass dies eine Chance wäre, umfassendere Homelearning-Projekte auf Basis der PSI-Theorie zu entwickeln. Wir hatten die Idee, dass man z. B. eine Schulzeitung auf Papier oder ein Online-Magazin produzieren und die damit einhergehenden Aufgaben und Aufträge persönlichkeits- und somit auch ressourcenorientiert verteilen könnte. Es würde damit ein sichtbares Produkt entstehen, das zeitlich flexibel ausgedehnt werden kann und das auch eine Reflexion der Ereignisse ermöglicht.

Mittlerweile sind die Schulen wieder geöffnet und wir können erleichtert zu einer gewissen Normalität übergehen. Es hat sich gezeigt, dass einige der PSI-Projektideen dabei problemlos weitergeführt und auch im Präsenzunterricht umgesetzt werden können. Deshalb wollen wir gerne diese interaktive Plattform, auf der sich psi-kundige Pädagog/innen wie auch Eltern austauschen oder inspirieren lassen können, beibehalten.

Die Beiträge können weiter Ideen für das Lernen zuhause thematisieren oder auch den normalen Schulunterricht betreffen. Wichtig ist nach wie vor, dass immer ein Bezug zur PSI-Theorie hergestellt und aufgezeigt wird, wie alle Motivgruppen oder die 4 Umsetzungsstile berücksichtigt oder allenfalls sogar auch noch die Temperamente miteinbezogen werden können. Es dürfen zudem Ideen für alle Altersstufen gesammelt werden. Wir freuen uns auf alle PSI-Pionier/innen, die Lust zum Mitdenken und zum Gestalten von Veränderungen und Innovationen haben, die dazu beitragen, mehr PSI-Wissen in die Lern-Praxis einzubringen.

Benutzung des Thinktanks

Für jeden Beitrag verfasst ihr bitte einen Text im Feld „Einen Beitrag verfassen“, mit sternchenunterlegtem Titel. Wer diesem Beitrag direkt etwas hinzufügen möchte, macht das über die Funktion „Antworten“. Wer eine neue Idee hat, verfasst wiederum einen neuen Beitrag.

Wir verwenden die folgenden Abkürzungen:

  • Schüler/innen = S.
  • Motive: beziehungsmotivierte = bm, leistungsmotivierte = lm, machtmotivierte = mm, freiheitsmotivierte = fm
  • Umsetzungsstile: „Schüler/innen, die bevorzugt mit dem gelben/roten/blauen/grünen Funktionssystem an Aufgaben heran gehen“ werden ganz vereinfacht als „gelbe S.“ etc. bezeichnet.
  • Temperamente: Sensorisches und motorisches Temperament werden als sens. T. und mot. T. abgekürzt.
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Nicole Bruggmann
4 Jahre zuvor

Aufgleisen des Magazin-Projekts
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Zuallererst werden die zu besetzenden Stellen mit Jobprofil ausgeschrieben, die S. müssen sich dafür bewerben. Die Aufgaben werden also nicht einfach zugeteilt. So kommen wir mm und fm S. entgegen, und es wird auch gleich ein Selbstverantwortungsgefühl angeregt. Auch die Bewerbungskompetenz wird trainiert.

Es braucht ein Redaktionsleitungsteam (vorwiegend mm S.), bei dem jedes Mitglied verschiedene Aufgaben hat (den bevorzugten Herangehensweisen entsprechende). Dieses Team bestimmt die inhaltliche Ausrichtung des Magazins, das Format, die Ressorts, und es ernennt später auch Ressortleitungen etc.
Nebst der inhaltlichen Leitung ist auch eine technische Leitung zu ernennen, die sich um die Organisation der Rahmenbedingungen kümmert.

In der Aufbauphase braucht es vielleicht eine gelbe Ideengruppe, die für das Leitungsteam Vorschläge zum Titel des Magazins, zur Gestaltung, zu den Inhalten etc. ausarbeitet. Evtl. ist auch eine rote strategische Gruppe hilfreich, das kann aber auch die Aufgabe eines Mitglieds des Leitungsteams sein. Doppelfunktionen sind insgesamt erwünscht und notwendig.

Benötigt werden im Weiteren Journalist/innen für schriftliche Beiträge, Video-Journalist/innen, Illustrator/innen, Buchrezensent/innen, Dichter/innen, Autor/innen, Kommentator/innen, Kolumnist/innen, Expert/innen, Lektor/innen und Korrektor/innen etc.; die Stellen können auch im Job-Sharing besetzt werden (für bm S.). Zudem sind einige näher ans Kernteam angebunden (bm S.), vielleicht mit kürzeren tagesaktuellen Beiträgen, während andere freier und an längeren Reportagen arbeiten (fm und mm S.). Es wäre hilfreich, wenn in den Ausschreibungen der Jobprofile psi-mässige Hinweise eingefügt werden, aber natürlich nicht mit PSI-Originalbegriffen.

Nicole Bruggmann
Reply to  Nicole Bruggmann
4 Jahre zuvor

Während die Mehrheit der S. jetzt an Vorprojekten für das Magazin oder an anderen Aufgaben arbeitet, kümmert sich einer der S., ein sehr begabter mm und rot umsetzender sowie technisch hochversierter junger Mann bereits um die technischen Rahmenbedingungen, die sowohl zum Aufbau des Magazin-Projektes, zur Kommunikation untereinander als auch dann für die Umsetzung notwendig sind.

Nicole Bruggmann
4 Jahre zuvor

Arbeitsaufträge und Bewertung der Ergebnisse:
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Pro Woche muss von allen S. eine bestimmte Anzahl Zeilen oder Seiten (oder Video-Minuten) abgeliefert werden, diese können sich auf einen oder auch mehrere Beiträge verteilen. Ins Magazin werden dann aber nur die z. B. 15 besten Beiträge aufgenommen (das regt v.a. die lm, aber auch die mm S. an). Bei S. mit Doppelfunktion reduziert sich natürlich der geforderte Schreibaufwand. Und jeden Monat könnte ein Journalist/innen-Preis vergeben werden. Auch Schulnoten müssen ja weiterhin generiert werden und könnten entweder für einzelne Beiträge oder das «Gesamtwerk» vergeben werden.

Nicole Bruggmann
4 Jahre zuvor

Vorprojekt «Tagebuch schreiben»
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ArbeitsrhythmusSchon am ersten Tag der Schulschliessung hat Stefan, Lehrer an einer Oberstufe in Zürich, allen S. Hefte zugeschickt, mit dem Auftrag, ab sofort Tagebuch zu schreiben und ihm jeweils am Abend ein Foto des Textes zukommen zu lassen. Am folgenden Vormittag ruft Stefan die S. dann zuhause an und bespricht u.a. mit ihnen die Einträge des Vortages. Bereits heute, am 3. Tag, sind wir höchst beeindruckt, wie berührend und gescheit die S. ihren neuen Alltag und die Weltlage reflektieren und welche Schlüsse sie für sich daraus ziehen. Der Wunsch nach Selbstreflexion und damit verbundenem Selbstwachstum ist ein zentraler Aspekt des Freiheitsmotivs, aber auch generell ein Bedürfnis dieser Altersstufe, vielleicht wurde dieser Auftrag auch deshalb so überraschend gut umgesetzt. Geplant ist, später Zitate aus diesen Tagebucheinträgen im Magazin zu veröffentlichen.
Eine ganz neue Qualität haben für Stefan nun auch die Gespräche mit den S., die täglich per Telefon stattfinden. Besonders die bm S. sind sehr dankbar für diesen Austausch, der auch aufgrund der Tagebuchtexte schnell viel Tiefe erreiche. Zudem sei mit einigen – vielleicht v.a. mm S. – der Kontakt entspannter, weil nun nicht immer auch noch der Rest der Klasse mithöre und beeindruckt werden müsse. Beide Seiten können sich, befreit von engeren Rollenkorsetts, eher auf persönlicher Ebene begegnen.

Nicole Bruggmann
Reply to  Nicole Bruggmann
4 Jahre zuvor

Und so lautete das Angebot von Themen für den Tagebucheintrag:
„Du kannst aufschreiben, was dich heute besonders stark beschäftigt, was um dich herum passiert, was du beobachtest, wie sich dein Alltag verändert hat, was du vermisst, seit du nicht mehr zur Schule gehen kannst, welche Veränderungen dir im Alltag ganz allgemein auffallen, was du mit anderen Menschen erlebst, was dich überrascht hat, worüber du glücklich und dankbar bist, was du dir erhoffst oder erträumst, was du nicht verstehst, was dir jemand erklären sollte, ob du in der aktuellen Situation auch positive Seiten siehst, welche Menschen oder Berufe es momentan wirklich speziell schwierig haben, ob und wie du heute einem Menschen etwas Liebes getan hast, worüber du dich heute so richtig geärgert hast, was du gelesen oder gehört hast, aber nicht so richtig glauben kannst, welche Tipps du sehr nützlich fandest, was dir an deinem neuen Alltag gefällt, welche Enttäuschungen du erlebst, wie du jetzt den Kontakt mit deinen wichtigsten Menschen pflegst, was du ab morgen ändern willst, was du gelernt hast etc.“
(Der gesamte Arbeitsauftrag kann beim IPSIS angefordert werden.)
Es ist sehr interessant zu sehen, welche Themen von den einzelnen S. gewählt werden, je nach bevorzugtem oder gerade aktiviertem Funktionssystem. Auch darauf kann dann im persönlichen Gespräch reagiert werden.

Beatrice Schulz, Dr.
4 Jahre zuvor

Mein kleines Mini-Book zu den Motiven: mit den Essentials zu jedem Motiv und vor allem MOTIVSENSIBLER SPRACHE zum Formulieren der Aufgaben oder da, wo man sich an die S wendet. Ich kann die beiden ABs gerne zur Verfügung stellen oder hochladen.

Nicole Bruggmann
4 Jahre zuvor

Einen eigenen Tagesrhythmus und Arbeitsstil finden
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ArbeitsrhythmusEine der Herausforderungen der Auflösung bisheriger Strukturen ist die Notwendigkeit, den Tag jetzt selber strukturieren zu müssen. Übereifrig haben einige Eltern darauf sofort einen strikten Tagesplan für ihre Kinder erstellt, mit möglichst ähnlichem Ablauf wie gewohnt. Die S. werden zur gleichen Zeit geweckt, müssen sich anziehen, werden evtl. sogar auf einen kleinen «Schulweg» geschickt, um anschliessend, zurück in der Wohnung, in der Abfolge des bisherigen Stundenplans die Fächer zu bearbeiten. Nun, für manche Kinder mag dies tatsächlich sehr hilfreich sein, wenn möglichst viel beim Alten bleibt. Es gäbe aber interessante Alternativen: Während die Schulstrukturen nur deshalb in dieser Form aufgebaut wurden, um den Unterricht für eine grosse Anzahl von Kindern am gleichen Ort organisieren zu können, böte sich in dieser besonderen Situation die Chance, die S. einen individuellen, für sie passenderen Tages- und Lernrhythmus finden zu lassen. Das müsste natürlich an- und begleitet werden, z.B. mit Selbstbeobachtungs-Aufträgen. Sie könnten ausprobieren, wann sie von sich aus aufwachen und wann zu Bett gehen, welcher Ablauf für sie stimmig ist, wo und wann sie am besten konzentriert an einer Aufgabe dranbleiben können (auch in welcher Körperhaltung; liegend, sitzend, spazierend etc.?), ob sie froh sind um Strukturierung von aussen – z.B. zeitlich festgelegte Telefonanrufe der Lehrperson – oder eben gerade die freie Zeiteinteilung schätzen. Vorgegeben wäre einzig ein konkretes Lernziel mit Ergebniskontrolle durch die Lehrperson, allenfalls könnten die S. noch wählen, ob sie Tages- oder Wochenziele wünschen. Und dann könnte experimentiert werden: Wie verläuft der Tag, wenn ich einfach dem Lustprinzip folge und wie, wenn ich mir selber einen Plan mache? Erreiche ich die Ziele oder fällt es mir schwer? Was möchte ich morgen ändern und neu ausprobieren?
Das Ganze würde ich kombinieren mit einer Art Stimmungsbarometer, mit dem zu abgemachten Zeiten immer wieder die eigene Befindlichkeit überprüft werden könnte. Wie fühle ich mich am Mittag, wie am Abend mit dem Vorgehen an diesem Tag? Warum fühle ich mich so, was will ich ändern?
Nebst wertvollen Erkenntnissen über die ureigensten Bedürfnisse bezüglich Lern- und Arbeitsbedingungen, die auch für eine spätere Berufswahl richtungsweisend sein können, wird so auch noch das Entwickeln von Selbstwahrnehmungs- und Selbstreflexionsfähigkeiten unterstützt.
In den Kommentaren notiere ich konkrete Ideen zu diesem Beitrag.

Nicole Bruggmann
Reply to  Nicole Bruggmann
4 Jahre zuvor

Ideen für persönlichkeitsorientierte Arbeitsbedingungen in der isolierten Lernsituation
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Insbesondere blaue S. werden enorm erleichtert sein, wenn die Forderung nach Schnelligkeit wegfällt und sie endlich in ihrem eigenen Tempo, mit Sorgfalt und Genauigkeit an Aufgaben heran gehen und ihre Stärken zeigen können. Es wäre bei der Festlegung der Lernziele zu berücksichtigen, dass bei diesen S. nicht nur einem erreichten Ergebnis, sondern auch der Art der Ausführung Rechnung getragen wird.
Rote S. sind froh um klare Zielvorgaben und, je nach Alter, einem vorgegebenen oder selber zu entwickelnden Übersichts- und Zeitplan oder To-do-Listen. Das war interessanterweise das erste, was rote S. von sich aus machten, auch ohne Aufforderung dazu.
Was roten S. eine Hilfe ist, empfinden gelbe S. hingegen als einengendes Korsett. Sie geniessen es, endlich ihren Tag nach eigenen Bedürfnissen gestalten zu können, und da sie einen guten Selbstzugang haben, spüren sie auch gut, was sie priorisieren wollen. Man könnte denken, dass sie so ganz ohne Plan doch dann einfach dem Lustprinzip folgen und nichts arbeiten. Die erste Homelearning-Woche hat aber gezeigt, dass dem gar nicht so ist, resp. dass die allermeisten S. – nicht nur die gelben – ein grosses Bedürfnis nach Lernangeboten und interessanten Aufgaben hatten und diese auch prompt und beeindruckend gut erledigt haben.
Eher jüngeren gelben S. hilft es zudem, wenn die ganze isolierte Lernsituation in eine sinnhafte Geschichte oder ein übergeordnetes Thema eingebettet ist, z. B. die Lebensweise in Klöstern; Wie werden je nach Religion und Kultur dort Tagesabläufe gestaltet und warum? Welche Vorteile sehen Nonnen oder Mönche im Rückzug und in der Einkehr nach innen? Der eigene Alltag könnte als Simulation klösterlichen Lebens gesehen und entsprechend gestaltet werden. Man könnte fragen: Was könnten für mich die Beweggründe für ein solches Leben sein? Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, die Ruhe, spirituelle Gründe, Sicherheit etc.? Welche Aufgabe würde ich in einer Klostergemeinschaft übernehmen? Welche Regeln hätte «mein» Kloster, wenn ich Begründerin wäre? Könnte ich mir sogar ein Leben als Einsiedler/in vorstellen? Besonders fm. S. schätzen an diesen Reflexionen die Möglichkeit zur Selbstentwicklung. Allenfalls könnten solche Auseinandersetzungen auch zu Beiträgen für das Magazin führen, oder es könnten auch Menschen interviewt werden, die ohne Coronakrise zurückgezogen leben.
Grüne S. mögen spielerische Elemente und Rituale, die eine positive Stimmung erzeugen und intuitives Handeln anregen, damit sie mit diesem Schwung dann auch leichter an anstehende Aufgaben herangehen können. Man könnte sich ein übergeordnetes Spiel für einen längeren Zeitraum und regelmässige Rituale ausdenken oder auch zwischendurch spontan grüne Auflockerungsinputs anbieten. Bm grüne S. freuen sich, wenn dieses Spiel oder Ritual in Gemeinschaft oder Austausch mit anderen stattfindet, lm grüne S. schätzen es, wenn die Spiele Wettbewerbscharakter haben. (Auch für blaue S. können Rituale hilfreich sein, weil sie Sicherheit vermitteln.)
Für S. mit hohem mot. T. könnte das Lernen ohne Zwang zum Verweilen im Klassenzimmer endlich in Bewegung und, falls möglich, draussen stattfinden. Auch in einer Wohnung kann man sich so einrichten, dass man sich beim Arbeiten von einem Ort zum anderen bewegen muss. Ein Sitzball oder ein Trampolin sind zudem sinnvolle Anschaffungen.
S. mit hohem sens. T. profitieren von der gegenwärtigen Lernsituation insofern, dass ihnen auch endlich genügend Zeit und Raum für ihre Art von Informationsverarbeitung und für Tagträumereien zur Verfügung gestellt werden kann. Es besteht jetzt keinerlei Notwendigkeit, solche S. unter Druck zu setzen und zum Vorwärtsmachen anzuhalten.
Es ist ein grosser Vorteil in diesem Ausnahmezustand des Homelearnings, dass Lernziele und Aufgabenarten individueller gestaltet und so den Ressourcen und Stärken der S. entgegengekommen werden kann.

Nicole Bruggmann
4 Jahre zuvor

Vorprojekt «Interview mit älteren Menschen»
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Wir haben die Idee, die Schüler/innen könnten ältere alleinstehende Menschen anrufen und sie dazu interviewen, ob sie z. B. ähnliche Situationen von früher kennen oder ob sie Tipps haben, wie man das Alleinsein gut aushalten kann etc. Damit können sie einen aktiven Beitrag leisten, isolierten Menschen zu etwas Kontakt zu verhelfen, sie erfahren vielleicht aber auch selber Interessantes, das zur Einordnung ihrer eigenen Lage hilfreich sein kann und das sie dann wiederum vielleicht auch für Magazinbeiträge verwenden können. Ich glaube, beide Seiten können von diesem Austausch sehr profitieren. Wir suchen jetzt, z.B. über die Nachbarschaftshilfe oder Kirchgemeinden, geeignete Senior/innen.
Wie bei allen Aufgaben in diesem Projekt ist es wichtig – und in dieser speziellen Situation ja umso leichter umsetzbar –, dass die S. diese Aufträge als Angebote erhalten und frei wählen können, was ihnen entspricht. Das gilt jetzt ganz besonders auch für diese Aufgabe, die v.a. bm S. anspricht, weil sie selber gerne im freundlichen Austausch mit anderen Menschen sind, oder sie wird von mm S. gewählt, weil die sehr gerne anderen helfen und sich als wirksam erleben möchten.

Nicole Bruggmann
Reply to  Nicole Bruggmann
4 Jahre zuvor

Postkarten-Projekt
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Und hier wäre noch eine weitere, kreative Variante der Kontaktpflege: Stefan, Oberstufen-Lehrer, hat seinen S., eingebettet ins Thema «Was heisst Solidarität?», den Auftrag gegeben, eine Postkarte oder einen Brief zu versenden. So lautete die Aufgabe:

«Solidarisch sein kann auch heissen, jemandem heute eine Freude zu machen. Genau darum wird es in eurem Auftrag gehen. Du schreibst und verschickst heute jemandem eine Karte, oder noch besser, einen kurzen Brief. Überlege dir, wem es vielleicht gerade nicht so gut geht wie dir. Kennst du eine ältere Person, die alleine wohnt und selten aus der Wohnung geht? Sicher würden sich beispielsweise auch deine Grosseltern über einen Brief oder eine Karte freuen! Vielleicht möchtest du aber auch einer Person Danke sagen für die harte Arbeit, die sie in diesen Tagen leisten muss. Das Gesundheitspersonal zum Beispiel oder die Menschen, die dich in einem Laden bedienen und dich täglich mit Lebensmitteln versorgen. Diesen Menschen könntest du mit einem Brief deine Wertschätzung zeigen. Überlege selber, wem du schreiben willst. So machst du an diesem Montag jemandem eine Freude. Du setzt ein kleines, aber wichtiges solidarisches Zeichen. Ich werde selbstverständlich nicht lesen, was ihr schreibt. Aber ein Beweisföteli mit der Postkarte oder dem Brief, mit einer aufgeklebten Briefmarke, möchte ich sehen.»

Der Auftrag lässt wiederum Spielraum, die Aufgabe herzlich gelb-grün und bm anzugehen oder sie eher rot-sachlich-nüchterner und auch distanzierter umzusetzen, indem man die Post eher an offizielle Stellen adressiert.
Viele S. gestalteten selber wunderschöne Kartensujets, und mehrere S. berichteten, dass sich gleich die ganze Familie an dem Projekt beteiligte und so eine Postkarten-Werkstatt mit Grossversand entstanden sei.

Reply to  Nicole Bruggmann
2 Jahre zuvor

Wirklich eine tolle Idee! Diese Aufgabe sollte man auch nach Corona beibehalten und jedes Semester wieder zürcken 🙂

Nicole Bruggmann
4 Jahre zuvor

Challenge of the week
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Um insbesondere lm S. etwas Herausforderung und Anregung zu bieten, hat Stefan das Format „Challenge of the week“ ins Leben gerufen. Jeden Dienstag lanciert er einen Wettbewerb, an dem man freiwillig teilnehmen und etwas gewinnen kann.
Der erste Challenge thematisiert Kettenreaktionen (die ja jetzt auch bei der Verbreitung der Viren relevant sind). Zum Einstieg schauen die S. den Film „Der Lauf der Dinge“ von Fischli & Weiss: https://www.youtube.com/watch?v=fXo7YUP-J3w&feature=youtu.be
Der Auftrag dazu lautet: „Baut selber zuhause mit realen Gegenständen den Ablauf einer Kettenreaktion auf (aber bitte ohne Explosionen und Feuer, Safety first!) und filmt diese. Das beste Video gewinnt!“
Diese Aufgabe lässt viel Spielraum, es kursieren im Netz zudem viele schöne Beispiele, z. B. auch das Parkour-Video von Andri Ragettli, das zeigt, dass so ein Ablauf auch mit Körpereinsatz gestaltet werden kann.
Weil dieser Auftrag sowohl strategisch-planerisch als auch experimentierend-ausprobierend angegangen werden kann, spricht er gleichermassen rote als auch grüne lm S. an.

4 Jahre zuvor

Eine super tolle Idee! Danke dafür!
Hier ein Vorschlag im Oberstufen-Bereich für das Fach Biologie:
Ein Beispiel:
https://www.mydealz.de/deals/spektrum-kostenlose-spezialausgabe-zum thema-coronavirus-1552188
Unter diesem link kann man sich wissenschaftliche Artikel zum Coronavirus kostenfrei herunterladen.
Alternativ für andere Lernwege können sie den täglichen Podcast vom Virologen der Berliner Charite Prof. Drosten hören:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html
Anhand dieser Materialien können sie sich sowohl ein passendes – für sie interessantes Thema suchen und bearbeiten oder aber ich stelle Vorschläge zur Verfügung, wie z.B.:
– Beschreibe die möglichen – auch hypothetischen Immunreaktionen nach einer Infektion mit dem Coronavirus. Beachte dabei sowohl die zelluläre als auch die humorale Immunantwort.
– Welche Möglichkeiten der Impfung ergeben sich nach dem bisherigen Forschungsstand?
Das selbst gewählte Thema/ Frage oder die von mir gestellten Fragen können jetzt so bearbeitet werden, dass sie eine Art Info-Broschüre für die Bevölkerung daraus machen oder aber einen Film (auch zu mehreren per Skype-Schaltung) machen oder aber eine Art „Märchenbroschüre“ für kleine Kinder. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Gerade gestern habe ich – von einem aus Syrien zugewanderten jungen Mann einen hervorragenden Rap bekommen! (Im Übrigen bietet diese Art der Bearbeitung gerade Neu-Zugewanderten die Möglichkeit, ihre intellektuellen Potenziale zu entfalten, ohne die hemmende Wirkung der Sprachkompetenz! Gerade hier verbaut man durch dauerhafte Frustration, wenn alles auf das Beherrschen der deutschen Sprache ausgerichtet ist – den Zugang zu vorhandenen starken Motiven)
Diese Art der Bearbeitung kann natürlich auch in Nicht-Corona-Zeiten durchgeführt werden, was ich auch versuche anzubieten so gut es geht.

Eine andere Sache ist, dass ich jetzt auch eher die Möglichkeit habe, fachübergreifend zu agieren. Dazu habe ich mich mit meiner Philosophie-Kollegin zusammengetan und sie hat einen philosophischen Text herausgesucht:
Marquis de Sade: Franzosen, noch eine kleine Anstrengung, wenn ihr Republikaner sein wollt (1795)
Sie hat dann drei Fragen aus der Philosophie und ich drei Fragen aus der Biologie dazu gestellt und ich staune immer wieder, wie gut das geht! Ich muss auch dazu nicht viel von Philosophie verstehen, sondern hier kommt es darauf an, sich einzulassen und ich kann viel von den Schülern lernen! Hier geht es vielleicht nicht vorrangig um Motive und Funktionssysteme, aber darum, dass Interessen sinnvoll genutzt werden können. Wenn ein Schüler eher naturwissenschaftlich oder aber eher gesellschaftswissenschaftlich interessiert ist, kann man das Interesse nutzen, um auch in dem jeweils anderen Fach gute Leistungen zu erzielen! Sozusagen die gelingende Selbstmotivierung gleich mitnutzen.